Einstieg in ein neues Hobby: Nähen
Ran an die Nähmaschine und auf in ein neues Hobby! Viele stellen sich den Einstieg in das Nähen leicht vor, aber es steckt einiges mehr hinter diesem wundervollen Handwerk, auf das man so alles achten sollte. Ob Stoffkunde, Nähmaschinen-Know-how, Schnittmuster lesen oder Techniken, die gekannt und beherrscht werden sollten. Mit etwas Übung merkt man jedoch schnell, dass Nähen eines der schönsten Hobbies ist, in denen selber sinnvolle, einzigartige Dinge wie Taschen, Deko und ganze Kleidungsstücke erschaffen werden können.
Um den Einstieg in das Hobby Nähen zu erleichtern, haben wir ein paar wichtige Punkte für Dich zusammengefasst.
THEMEN
► Näh-Grundbedarf ► richtig Maß nehmen ► Schnittmuster lesen ► Stoff vorbereiten ► Zuschnitt ► Nähen
Der Näh-Grundbedarf an Kurzwaren und Nähzubehör, der sich empfiehlt, besteht aus einem Handmaß, Nähnadeln, Maßband, Schneiderkreide, Stecknadeln, Schere, Nahttrenner und Schnittmusterpapier. Alle nötigen weiteren Zutaten können der jeweiligen Anleitung des jeweiligen Nähprojektes entnommen werden.
Richtig Maß nehmen. Damit das selbstgenähte Kleidungsstück dann auch später richtig gut sitzt, sind korrekt gemessene Körpermaße wichtig. Diese zu ermitteln ist nicht immer einfach, da das Ausmessen einige Tücken birgt, die jedoch mit entsprechender Vorbereitung und der richtigen Vorgehensweise problemlos gemeistert werden können.
Vorbereitung: Um die besten Messwerte zu erhalten, empfiehlt sich idealerweise die Arbeit des Ausmessens zu zweit. Der auszumessende Körper sollte dabei möglichst enganliegende Kleidung tragen und zwecks gerader Körperhaltung am besten vor einem Spiegel stehen. Zum Abmessen gibt es reguläre Maßbänder bis ca 150 cm länge. Es empfiehlt sich noch Papier und Stift griffbereit zu legen, um die Maße zu notieren.
So misst Du richtig:
Körperteil |
Vorgehensweise |
Körpergröße |
Das Modell stellt sich mit dem Rücken zum Partner und balanciert einen Pappebogen auf dem Kopf. Die zu messenden Person hält den Anfang des Maßbandes an die Unterseite der Pappe und misst bis zum Boden. |
Taillenumfang |
Die zu messende Person stellt sich frontal zum Spiegel, das Maßband wird um die schmalste Stelle des Rumpfes gelegt, der Umfang wird am Rücken abgelesen. |
Hüftumfang |
Die Hüfte wird einmal frontal und einmal seitlich gemessen – je nach Hüftform. Die messende Person geht dazu in die Knie und betrachtet die Hüfte von vorne und von der Seite und merkt sich die jeweils breiteste Stelle. An beiden Stellen wird der Umfang gemessen – der höhere Wert wird notiert. |
Brustumfang |
Das Modell steht mit dem Rücken zur messenden Person und streckt beide Arme zur Seite aus. Das Maßband liegt auf dem höchsten Punkt der Brust und wird dort gemessen. |
Halsweite |
Das Maßband liegt um den Hals und wird, mit einer fingerbreiten Entfernung vom Hals, gemessen. Durch den Abstand schnürt der Kragen nicht ein. Die Halsweite wird durch 4 geteilt und ergibt so den Halsspiegel, der bei der Erstellung von Schnittmustern für den Vorderen- und Hinteren Halsausschnitt benötigt wird. |
Rückenhöhe |
Der Rücken wird ausgemessen, in dem das Maßband an dem oberen Wirbel der Wirbelsäule angelegt wird, der etwas hervorsticht und endet an der Brustlinie auf Höhe des BH-Trägers. |
Armumfänge |
Der Arm wird an der jeweiligen Stärksten Stelle des Unter- und Oberarms gemessen. |
Körperseite |
Die Körperseite wird idealerweise von beiden Seiten gemessen, da nicht jede Körperhaltung immer gerade eingehalten wird. Dabei wird das Maßband unter der Achsel angelegt und bis zum Boden gemessen. |
Maßtabelle für Konfektionsgrößen
Konfektionsgröße |
34 |
36 |
38 |
40 |
42 |
44 |
46 |
Oberweite in cm |
80 |
84 |
88 |
93 |
98 |
103 |
108 |
Taillenweite in cm |
62 |
68 |
72 |
77 |
82 |
87 |
92 |
Hüftweite in cm |
86 |
93 |
97 |
102 |
107 |
112 |
117 |
Um ein Schnittmuster richtig lesen zu können ist es wichtig, die Begriffe der Beschriftungen zu kennen.
Der Stoffbruch bezeichnet die Falte die entsteht, wenn der Stoff gefaltet wird. Schnittteile die keine Mittelnaht aufweisen sollen, werden bspw. im Bruch zugeschnitten. Das könnte bspw. das Vorder- und Hinterteil eines Pullovers sein. Das Vorderteil einer Jacke mit Reißverschluss dagegen wird nicht im Stoffbruch zugeschnitten.
Der Fadenlauf zeigt die Richtung der Kettfäden des Gewebes an. Damit das Nähprojekt nach der Fertigstellung richtig fällt, muss der Fadenlauf beim Zuschnitt beachtet werden. Ein Pfeil gibt die Richtung des Fadenlaufs auf dem Schnittbogen an. Wer Schrägband passen und aus dem Stoff des Kleidungsstücks zuschneiden möchte, sollte den Fadenlauf nicht gerade, sondern schräg nutzen (hoher Stoffverbrauch). So ist der Stoff elastischer und kann besser auch für Rundungen am bspw. Halsausschnitt als Abschlusskante verarbeitet werden.
Markierungen auf den Schnittbögen geben an, wo die einzelnen Teile aufeinandergelegt werden müssen. Am besten werden diese Markierungen mit auf den Stoff übertragen und als kleine Einschnitte / Knipse markiert.
Die Nahtzugabe bezeichnet den Abstand zwischen Naht und Schnittkante. Die Anleitungen enthalten einen Hinweis, ob die Nahtzugabe bereits im Schnittmuster enthalten ist oder nicht. Sollte die Nahtzugabe noch nicht enthalten sein, sind ein Handmaß und Schneiderkreide die perfekten Hilfsmittel, um den Abstand rundherum einzuzeichnen.
Stoff vorbereiten: Bevor der Stoff zugeschnitten wird, ist es ratsam diesen durch Waschen und Bügeln richtig vorzubereiten. Gerade Naturfasern wie bspw. Baumwolle und auch Viskose können beim ersten Waschen und Trocknen einlaufen oder bei der ersten Wäsche abfärben (ausbluten). Bei einem fertig genätem Kleidungsstück, welches auf die richtigen Körpermaße angefertigt wurde, wäre das fatal. Idealerweise wird der vorgewaschene und gebügelte Stoff großflächig ausgelegt, um auch beim Zuschnitt der einzelnen Schnittteile das Muster des Stoffes beachten zu können. Auch das Einlaufen des Stoffes sollte beim Stoffkauf berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich eine etwas größere Menge an Stoff zu kaufen, gerade bei großgemusterten Designs die ggf. nach Muster zugeschnitten werden sollen.
Zuschnitt: Der Stoff kann mithilfe verschiedener Werkzeuge zugeschnitten werden. Am gängigsten sind der Rollschneider, die Stoff- und auch die Zackenschere.
Rollschneider |
Schneiderschere |
Zackenschere |
Ein Rollschneider verfügt über eine scharfe, runde Klinge, die mit etwas Druck an der Kante eines Lineals entlanggeführt wird. Um Verletzungen der Arbeitsfläche zu vermeiden, bietet sich eine Schneidematte mit praktischen Hilfslinien an. |
Eine gute Schneiderschere kann, bei sorgfältiger Verwendung, ein lebenlang halten. Je exakter die Stoffteile zugeschnitten werden, desto einfacher lassen sich die Schnittteile zusammennähen. |
Bei dem Zuschnitt mit der Zackenschere muss, wegen der Zacken, etwas mehr Abstand zur Stoffkante bzw zur Naht geben weden, als beim Zuschnitt mit der geraden Stoffschere. |
Nachdem der Stoff nun endlich gewaschen, getrocknet, gebügelt und zugeschnitten ist, kann es ans Nähen gehen.
"Meine Nähmaschine lässt immer Stiche aus", "Mein Faden reißt immer beim Nähen", "Woher kommt der Fadensalat des Unterfadens?" - ein häufiger Fehler unter Nähanfängern, der jedoch fatal für ein Nähprojekt enden kann, ist: für alle Projekte bzw. jeden Stoff die gleiche Nadel zu verwenden. Die Stärke und Art der Nadel hängen von der Stärke des Garns ab, aus dem die Textilien hergestellt wurden, und die vernäht werden sollen. Nadeln für die Nähmaschine gibt es in unterschiedlichen Stärken und sollten immer vorrätig sein.
Für feinere Stoffe wie bspw. Georgette, wird eine Nadel benötigt, die fein genug ist keine Spuren auf dem Stoff zu hinterlassen, jedoch muss das Nadelöhr groß genug sein, damit der Faden beim Nähen nicht reißt.
Tipp: Am besten ist es ein kleines Sortiment anzulegen, um für unterschiedliche Stoffe immer die richtige Nadel verwenden zu können.
Es gibt Nadeln mit "normaler" Spitze in den Stärken fein 70 bis stark 100. Für sehr feine Microfaserstoffe gibt es extra dünne Microtex-Nadeln ® in dünnen Stärken 60 bis 80. Jerseynadeln haben eine abgerundete Spitze um die Maschen des Stoffes nicht zu verletzen. Jerseynadeln eignen sich jedoch auch für andere Stretch- und Strickstoffe. Nadeln mit einer geschliffenen Dreikantspitze werden für die Verarbeitung von Kunstleder empfohlen. Besonders stabile und dicke Nadeln haben sich bei der Verarbeitung von Jeans- und Möbelstoffen bewährt. Zu guter Letzt gibt es Zwillingsnadeln mit normaler Spitze für Gewebestoffe und abgerundeter Spitze für Maschenware
Hier nochmal eine kleine Übersicht:
Art der Nadel |
Verwendung |
Kugelspitznadeln |
sind perfekte Nähnadeln für Jersey-, Strick- und Wirkware. Die Spitze der Nadel ist abgerundet und gleitet, so durch die Fäden des Gewebes beim Nähen, hindurch ohne es zu beschädigen. |
Ledernadeln |
haben eine schneidende Spitze, die beim Stechen eines Loches in das Lederimitat, das Loch wieder zusammenzieht. Mit dieser Art Nähnadeln lassen sich unnachgiebige Materialien gut vernähen. Bei Kunstleder kann es manchmal auch von Vorteil sein, eine Universalnadel zu verwenden, da Ledernadeln ein etwas größeres Loch hinterlassen, was die Naht etwas instabiler werden lässt. |
Microtexnadeln |
eignen sich für Webware, da sich die Textilien kaum zusammenziehen. Auf diese Weise entsteht eine gleichmäßige Naht die den Stoff nicht beschädigt. Microtexnadeln sind am Schaft schlanker und eignen sich zum Absteppen von gewebten Stoffen. Bei Wirkware besteht die Gefahr, dass beim Nähen Stiche ausgelassen werden. |
Universalnadeln |
haben eine leicht verrundete Spitze, die der Kugelspitze ähnelt. Dadurch eignet sich diese Art Nähnadeln für die Verarbeitung der meisten Web- und Strickstoffe. Die Nadel ist so weit abgerundet, dass sie durch das Gewebe von Strickware gleiten kann und dennoch spitz genug um Webware zu durchstechen. |
Die Nadelstärke
Nachdem die richtige Nadel für das aktuelle Nähprojekt ausgewählt wurde, ist die richtige Stärke der Nadel noch nötig, um viel Freude an dem Ergebnis des Nähprojektes zu haben. Zwar gibt es immer Ausnahmen, jedoch auch einen kleinen Leitfaden, um die richtige Nadelstärke zu der jeweiligen Stoffart zu bestimmen.
Normale Stoffe - um „normale“ bis etwas "dickere" Stoffe wie bspw. Leinen, Musselin, Flanell, Strickwaren, Jersey, Wolle oder Stretchstoffe zu verarbeiten, ist der Einsatz einer Nadel mit der Stärke 90 am besten.
Dünne Stoffe - bei dünneren Stoffen wie bspw. feinen Synthetikstoffen, Batist, Taft oder Samt, ist eine Nadel mit einer Stärke von 75 eine gute Wahl.
Dicke Stoffe - bei der Verarbeitung von „dicken“ Stoffe wie Gabardine, schwerem Anzugstoff oder Tweed eignet sich eine Nadel mit der Stärke 100.
Schwere Stoffe - Denim oder Canvas zählen zu den „schweren“ Stoffen und benötigen idealerweise eine Nadel mit der Nadelstärke 110.
Sehr „dünne“ Stoffe wie Seide, Chiffon, Voile oder feine Spitze und Organza werden bevorzugt mit Nähnadeln mit einer Stärke 65 verarbeitet.
Fazit: Nähnadeln gibt es in unterschiedlichen Stärken und Längen. Je feiner der Stoff, umso feiner die Nadel. Für kleine Stiche sollte eine kurze Nadel verwendet werden und für große Stiche, bspw. beim Abheften, eine lange Nadel. Für Jersey und Kunstleder bzw. Leder gibt es Spezialnadeln mit runder bzw. geschliffener Spitze. Wichtig: nur Nadeln mit einwandfreier Spitze verwenden und auch Stecknadeln - ob aus Metall oder mit Glaskopf - erleichtern die Arbeit mit Stoffen.